Eine Klinik mitten im Wald

Die Umgebung der Barmelweid spricht für sich. Das Areal der Spezial- und Rehabilitationsklinik befindet sich eingebettet in die Juralandschaft in den Gemeinden Erlinsbach (SO) und Erlinsbach (AG). Zur einstigen Klinik für Tuberkulosekranke gehören heute gut 10 Hektaren Wald. Direkt hinter dem Klinikgebäude beginnt eine Waldweide im lichten Föhrenwald, deren Bewirtschaftung im Rahmen des Naturschutzprogramms Wald des Kantons Aargau unterstützt wird. Pfauenziegen halten hier die Vegetation niedrig, damit licht- und wärmeliebende Arten wie einheimische Orchideen weiter gedeihen können. Etwas südwestlich davon weiden mehrere Alpakas und auf der angrenzenden Weide Walliser Landschafe.

In nur sechs Minuten erreicht man das Naturwaldreservat Egg-Königstein. In mehreren Teilflächen erstreckt es sich über fast 300 Hektaren, auf denen grösstenteils auf die Holznutzung verzichtet wird. Die Ausnahme sind wenige Flächen, auf denen zugunsten von seltenen und gefährdeten Arten gezielt eingegriffen wird.

Rund 40 Personen liessen sich am 1. September 2024 von Mitarbeitenden der Abteilung Wald des Kantons Aargau und der Klinik Barmelweid über das Klinikareal und durch den angrenzenden Wald führen. Sie gingen der Bedeutung des angrenzenden Waldes und der Nähe zur Natur für die Patientinnen und Patienten sowie die Mitarbeitenden der Klinik nach. Die Veranstaltung wurde im Rahmen der jährlich stattfindenden Aktionstage «Psychische Gesundheit» gemeinsam von der Abteilung Wald des Kantons Aargau und der Barmelweid organisiert und durchgeführt.

Die Mitarbeitenden der Barmelweid sind überzeugt, dass die Patientinnen und Patienten spüren, dass die Natur einen unmittelbaren Einfluss auf die Gesundheit hat. Jörg Schumann, Leiter der Ergo- und Kunsttherapie, bemerkte, dass Stress eine der häufigsten Ursachen für Erkrankungen ist. Aufenthalte in der Natur würden dem menschlichen Organismus helfen, zur Ruhe zu finden. Tina Loosli sieht in der Nähe zum Wald einen grossen Vorteil. Die frische Luft helfe insbesondere Lungenpatientinnen und -patienten beim Atmen, so die Oberärztin der Pneumologie. Zudem würden sich Terpene bei entzündlichen Erkrankungen wie Asthma positiv auswirken.

Die Ruhe im Wald stimuliert den Parasympathikus und fördert die Entspannung. Endorphine, die auf einem Waldspaziergang ausgeschüttet werden, wirken als eine Art körpereigene Antidepressiva. Der Wald kann als Rückzugsort dienen, denn zwischen den Bäumen fällt die soziale Kontrolle weg – soziale Kontakte bleiben aber möglich. In den erlebnisorientierten Aktivitäten der Soziokulturellen Animatorin Anita Geisseler wird die Umgebung der Barmelweid aktiv einbezogen. Zweimal im Jahr führt der Revierförster und Betriebsleiter des Forstbetriebs Jura Patientinnen und Patienten durch den Wald. Nebst der Organisation von gemeinsamen Veranstaltungen umfasst die Zusammenarbeit auch die Bereiche Waldbewirtschaftung und Waldweide. Dazu nimmt Förster Martin Blattner Einsitz in der Kommission für Umgebungsgestaltung.

Bei einem Spaziergang auf dem Areal kann man auf dem Themenweg «Kraut und Rüben» via QR-Code dem Förster zuhören, der Wissenswertes aus dem Wald erzählt. Die Karte «Spaziergänge und Wanderrouten» schlägt Rundgänge von zehn bis neunzig Minuten vor.