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Korporationswald zwischen Romantik und Realität

Die Korporation Stadt Willisau hat ihre facettenreiche Geschichte in einem farbigen Buch aufgearbeitet und in die zeitgenössischen Herausforderungen eingebettet.

18.12.2024

«Der Wald teilt ein merkwürdiges Schicksal. Einerseits hegt der Mensch tiefe Gefühle zum Wald. Anderseits gingen diese aber stets mit dem jahrhundertelangen ruppigen Umgang des Menschen mit dem Wald einher, denn dieser wurde gebraucht, missbraucht und verbraucht.» In der Einleitung zum Buch «Die Wälder der Korporation Stadt Willisau» zitiert Ludwig Peyer, Präsident der Korporation Stadt Willisau, den Schriftsteller und Namensforscher Josef Zihlmann. Was der Luzerner Hinterländer in seinem Buch «Menschen suchen eine Heimat» formuliert hat, beschreibt im zweiten Heft der Schriftenreihe die Korporation Stadt Willisau exemplarisch. Mit historischen Wurzeln im 14. Jahrhundert wurde die Korporation im 19. Jahrhundert Besitzerin von 528 Hektaren Wald. Seit 2014 ist sie im Rahmen der neuen, kantonalen Gesetzgebung offiziell als öffentlich-rechtliche Körperschaft anerkannt und besitzt den Status einer Gemeinde.

Cäsar Menz hat umsichtig eine Geschichte des Korporationswald initiiert, inhaltlich gestaltet und einen historischen Überblick verfasst, wie es viele andere Korporationen auch erlebt haben und heute bewältigen müssen. Mit Ludwig Peyer, David Schraner und Pirmin Trachsel haben drei weitere Autoren die Korporationswaldungen in all ihren Facetten, das Spannungsverhältnis zwischen Politik, Ökonomie und Ökologie in der Forstwirtschaft ergründet. Fotograf Thomi Studhalter schliesslich hat zu Fuss und mit einer Drohne den Wald und die Waldlandschaften bis hinauf in den Enziwald im Napfgebiet in allen vier Jahreszeiten erkundet und festgehalten. Entstanden ist die Geschichte einer Korporation, wie es sie viele gibt und die Vielfalt der Schweizer Wälder beschreibt.

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  • Menz C, Peyer L, Schraner D, Trachsel P (2024)

    Die Wälder der Korporation Stadt Willisau. Geschichte, Gegenwart und Zukunft. Schriftenreihe der Korporation Stadt Willisau, Heft 2. Willisau: Korporation Stadt Willisau. 86 p.

Von der Goldgrube zur Problemzone

Die Burgergemeinde Bern ist mit 18 000 Mitgliedern eine der grössten und wohlhabendsten Burgergemeinden der Schweiz. Sie besitzt einen Drittel des städtischen Bodens und 3670 Hektar Wald. Wie die Burgergemeinde entstand und reich wurde, wie sie funktioniert und Macht ausübt und wie sie mit ihrem Wald umgeht, beschreibt das Berner Online-Portal Hauptstadt in einem mehrteiligen Sonderheft.

Der Beitrag zeichnet facettenreich die Entwicklungen nach, wie die «DNA» der Burgergemeinde vom 14. Jahrhundert bis in die Gegenwart vom Verkauf von Bau- und Brennholz lange reich wurde und heute ein Klimalabor und ein «Verschönerungsverein» ist sowie mit einer Kaskade von Zielkonflikten zu kämpfen hat.

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200 Jahre nordische Forstpolitik

Die Ausdehnung der Waldflächen in Nordeuropa variiert beträchlich von 15 % in Dänemark bis rund 70 % in Schweden und Finnland. Wie die Forstpolitik den Umgang mit Wäldern in Nordeuropa beeinflusst, ergründen Forschende rund um Alexia Fridén von der Universität Lund. Als Grundlage erarbeiteten sie eine Datenbank und haben rund 280 Rechtsdokumente, Gesetzesentwürfe, Strategiepapiere und private ­Initiativen zusammengetragen. Ergänzt ist die Zusammenstellung mit Erlassen der EU. Seit 1800 stellten sie eine Verlagerung von einer staatlich gelenkten Forstpolitik hin zu einer vielschichtigeren Landschaft der multifunktionalen Waldbewirtschaftung fest. Die Forschenden sehen die Herausforderungen, die EU-Politik, sektorielle Interessen und lokale Bedürfnisse in einer umfassenden Waldpolitik zusammenzubringen.

  • Fridén A, D'Amato D, Ekström H, Iliev B, Nebasifu A, May W et al (2024)

    Mapping two centuries of forest governance in Nordic countries: An open access database. Forest Pol Econ 160: 103142.doi.org/10.1016/j.forpol.2023.103142

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