- Editorial
Hilfe für heikle Diskussionen
24.04.2025
Editorial
«Sollte von einer massiven Reduktion des Wildbestandes gesprochen werden, müsste dies auch mit einem massiven waldbaulichen Eingriff verknüpft sein: Verdoppelte Abschusszahlen entsprächen einem verdoppelten Hiebsatz.» Solche Bemerkungen stehen bisweilen am Anfang von E-Mails an die Redaktion. Geht es um das Thema Wald und Wild, türmen sich Argumente und die Fronten sind oft verhärtet. Die Daten sind bekannt und interpretiert. Die Massnahmen scheinen klar. Doch die vermeintliche Klarheit produziert auch gordische Knoten: «Jagd und Forst arbeiten auch mit Milizsystemen (Jäger/Waldbesitzer), weshalb wir vorsichtig Forderungen stellen sollten. Beide Systeme haben ihre Grenzen und wir können nur gemeinsam Ziele erreichen», steht in der eingangs zitierten E-Mail.
Für die sechs Beiträge in dieser Ausgabe zum Thema Wald und Wild haben wir uns mit allen Beteiligten ins Zeug gelegt. In zwei Übersichtsartikeln mit wissenschaftlichen Review-Verfahren durchleuchten wir die Beobachtungsdaten und Auswertungsmethoden und hinterfragen die Interpretationen. Dazu gibt es einen einleitenden Text, der einordnet, auf Beobachtungsbedarf hinweist und über die strikt wissenschaftlichen Anforderungen hinausgeht. Mit zwei Fallbeispielen aus dem Zürcher Oberland und dem Tessin präsentieren wir Stimmen aus der Praxis. Schliesslich wirft ein Meinungsbeitrag die Frage auf, inwieweit menschliche Freizeitbeschäftigungen oder landwirtschaftliche Aktivitäten das Wild im Lebensraum Wald jenseits der Jagd beeinflussen.
Die SZF bemüht sich seit ihrer Gründung um faktenbasierten Dialog zwischen Fachleuten und unterschiedlichen Stakeholdern, der durchaus auch kontrovers sein darf, wie sich dies auch WSL-Direktor Rolf Holderegger im Interview wünscht. Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre und hoffen, dass Ihnen unser Extraeffort und die vorliegenden Beiträge bei herausfordernden Diskussionen zur Seite stehen.
Schweiz Z Forstwesen 176 (3): 130