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Waldpflege durch Grün Stadt Zürich: Organisation und Strategien
18.12.2024
Notiz
Ein Viertel der Fläche der Stadt Zürich im Umfang von rund 2200 Hektaren ist bewaldet. 64 Prozent dieser Fläche befinden sich in städtischem Besitz. Geleitet von zwei städtischen Betrieben verfolgt die Forstverwaltung die Ziele aus dem «Grünbuch der Stadt Zürich». Der städtische Waldentwicklungsplan konkretisiert diese Strategien und berücksichtigt die Bedürfnisse in einem urbanen Umfeld. Die Waldleistungen wie Erholung, Biodiversität, Rohstofflieferung und Hitzeminderung werden durch gezielte Planung gefördert, um Nutzungskonflikte zu minimieren. Eine transparente Kommunikation der Waldleistungen ist entscheidend für die Sicherstellung finanzieller Unterstützung und die Wertschätzung der ökologischen Funktionen des Stadtwaldes. Durch eine enge Koordination der Massnahmen sollen die Besuchenden möglichst keinen Unterschied in der Waldpflege und im Erholungsempfinden zwischen Kantons-, Stadt- und Körperschaftswald wahrnehmen.
* Beatenplatz 2, CH-8001 Zürich, E-Mail cecile.reichmuth@zuerich.ch
Die Waldpflege in der Stadt Zürich erfüllt die Ansprüche an Erholung, Biodiversität, Hitzeminderung und Schutz vor Naturgefahren. Rund ein Viertel der Stadtfläche ist bewaldet, dies entspricht etwa 2200 Hektaren. Davon befinden sich rund 64 Prozent im Besitz der Stadt Zürich. Der verbleibende Wald gehört dem Kanton (8 Prozent), den Holzkorporationen (20 Prozent) und den Privatwaldbesitzenden (8 Prozent) (Grün Stadt Zürich, 2024).
Hier erläutern wir die Organisation der Forstverwaltung in Zürich und stellen die strategischen Instrumente zur Waldpflege vor. Die Zusammenarbeit zwischen städtischer Forstverwaltung, Körperschaften und Kanton, der Umgang mit Nutzungskonflikten sowie die monetäre Bewertung und die Kommunikation der Waldleistungen sind weitere Themen.
Organisation der städtischen Forstverwaltung
Die Pflege der stadteigenen Waldflächen erfolgt durch zwei Forstbetriebe, die in die Verwaltungsstruktur der Stadt Zürich eingebettet und steuerfinanziert sind. Der Gemeinderat bildet die Legislative der Stadt Zürich, erlässt Gesetze sowie Vorgaben für die Verwaltung und kontrolliert deren Umsetzung. Die Exekutive bildet der Stadtrat, der die vom Gemeinderat erlassenen Gesetze umsetzt und der Verwaltung vorsteht. Die Verwaltung besteht aus neun Departementen, wobei jedes Stadtratsmitglied ein Departement leitet. Die kommunale Waldpflege ist bei der Dienstabteilung Grün Stadt Zürich im Tiefbau- und Entsorgungsdepartement angesiedelt. Die strategische Führung der beiden Forstbetriebe liegt beim Geschäftsbereich Wald, Landwirtschaft und Pachten. Dabei setzen die Forstbetriebe die strategischen Vorgaben des Gemeinderats sowie die Richtlinien der Dienstabteilung im gesetzlichen Rahmen um und sorgen so für nachhaltige und multifunktionale Wälder.
Strategische Instrumente zur Waldpflege
Zur Erfüllung der vielfältigen Aufgaben des Zürcher Stadtwaldes stehen verschiedene strategische Instrumente zur Verfügung. Eine zentrale Rolle spielt dabei das «Grünbuch der Stadt Zürich» (Grün Stadt Zürich 2019). Das Dokument ist für Grün Stadt Zürich verbindlich, dient als Leitbild und legt die Wirkungsziele und die Zielvorgaben für die Grün- und Freiräume der Stadt bis 2030 fest. Diese wurden auf Basis politischer Vorgaben, der Raumplanung sowie städtischer Masterpläne und Strategien entwickelt. Ziel ist die Förderung von Grün- und Freiräumen zur Optimierung der Lebensqualität, zur Anpassung an Klimabedingungen, zum Erhalt der Biodiversität und zum Schutz natürlicher Ressourcen.
Basierend auf dem kantonalen Waldgesetz und der Verordnung hat der Kanton Zürich 2010 einen kantonalen Waldentwicklungsplan (WEP) erlassen. Darauf hat die Stadt Zürich einen städtischen WEP auf der Grundlage des kantonalen verfasst (Grün Stadt Zürich 2011). Der städtische WEP konkretisiert die Leitbilder und Strategien aus dem Grünbuch und berücksichtigt die spezifischen Anforderungen eines Waldes im städtischen Umfeld, wie die intensive Erholungsnutzung, die Bildungsfunktion und positive Effekte auf das Stadtklima. Als Planungsinstrument ist der WEP für alle Behörden der Stadt Zürich verbindlich und dient dem Forstdienst als Grundlage für die Beratung der Waldeigentümerinnen und -eigentümer, für die Sicherung öffentlicher Interessen und für die Kontrolle der Nachhaltigkeit. Die effektive Umsetzung des WEP wird über den eigentümerverbindlichen, integralen Betriebsplan Wald der Stadt Zürich gesichert.
Koordinierte Waldpflege
Die Körperschaften, die Wald in der Stadt Zürich besitzen, handeln grundsätzlich selbstständig, werden jedoch von der Stadt durch Arbeits- und Finanzleistungen unterstützt. Eine einheitliche Beförsterung durch die städtischen Revierförster gewährleistet dabei eine konsistente Pflege der Wälder. Für den Unterhalt der Erholungsinfrastrukturen und die Umsetzung von Naturschutzmassnahmen stellen die Körperschaften Projektanträge, was eine koordinierte und qualitativ hochwertige Pflege der Waldgebiete sicherstellt. Der Staatswald wird durch den Kanton direkt beförstert und bewirtschaftet. Der kantonale und der städtische Forstdienst arbeiten allerdings seit Jahren eng zusammen und unterstützen sich gegenseitig. Durch diese Massnahmen sollen die Besuchenden möglichst keinen Unterschied in der Waldpflege und im Erholungsempfinden zwischen Kantons-, Körperschafts- und Stadtwald erkennen.
Waldleistungen und Nutzungskonflikte
Der Zürcher Stadtwald erbringt vielfältige Ökosystemleistungen (Waldleistungen, Abbildung 1). Dazu gehören unter anderem die Bereitstellung von Erholungsmöglichkeiten, der Erhalt der biologischen Vielfalt, die Rohstofflieferung sowie der Schutz vor Naturgefahren und des Trinkwassers. Zudem ist der Wald ein wichtiger Kaltluftproduzent für die Siedlungsgebiete und wirkt ausgleichend auf das wärmer werdende Klima in der Stadt (Grün Stadt Zürich 2011).
Im städtischen Kontext müssen unterschiedliche Erwartungen an den Wald berücksichtigt werden, was zu Nutzungskonflikten (z.B. Freizeitnutzung und Biodiversität) führen kann. Die Stadt versucht diese Konflikte durch sorgfältige Planung und Lenkungsmassnahmen wie das Ausscheiden von Naturschutzgebieten und eine attraktive Erholungsinfrastruktur zu lösen. Es soll eine Balance gefunden werden, die den Ansprüchen von Natur und Bevölkerung gerecht wird. Dabei trägt die Holznutzung neben der Rohstoffbereitstellung auch zum Naturschutz (mehr Licht) und zur Erholungsfunktion (sichere Infrastruktur) bei.
Kommunikation und Monetarisierung von Waldleistungen
Die Kommunikation der Waldleistungen gegenüber der Öffentlichkeit und der Politik ist entscheidend. Durch die transparente Darstellung dieser Leistungen kann der finanzielle Bedarf gerechtfertigt und Unterstützung gesichert werden. Dabei kann der finanzielle Wert der Waldleistungen durch verschiedene Ansätze ermittelt werden. Eine erste Annäherung könnte über einen Top-down-Ansatz erfolgen, bei dem der Verlust aus der Waldrechnung als Messgrösse dient. Bei einem alternativen Bottom-up-Ansatz wurde der Wert der erbrachten Waldleistungen in Liechtenstein anhand von Studien und eigenen Berechnungen geschätzt (Amt für Umwelt, Liechtenstein 2021). Diese beiden Ansätze werden anhand des Beispiels der städtischen Waldrechnung in Abbildung 2 illustriert. Die Stadt Zürich leistet derzeit keine direkten Zahlungen für Waldleistungen, trägt die Kosten jedoch indirekt, indem sie den Verlust der Waldrechnung ausgleicht.
Fazit
Die Waldbewirtschaftung in der Stadt Zürich geht über die Pflege und Erhaltung von Grünflächen hinaus. Sie integriert ökologische, soziale und ökonomische Aspekte und versucht den unterschiedlichen Ansprüchen insbesondere bei Nutzungskonflikten gerecht zu werden. Dabei ist es entscheidend, den Wald als komplexes Ökosystem zu verstehen, in dem der Mensch ein integraler Bestandteil ist. Die strategischen Grundlagen und die enge Zusammenarbeit sowie die transparente Kommunikation und die potenzielle Monetarisierung der Waldleistungen tragen dazu bei, den Zürcher Stadtwald als nachhaltiges und multifunktionales Ökosystem zu erhalten.
Literatur
Bewertung von Ökosystemleistungen. Vaduz.
Waldentwicklungsplan Stadt Zürich 2011. Zürich.
Das Grünbuch der Stadt Zürich: Ziele und Massnahmen zur Entwicklung der Grün- und Freiräume. Zürich.
Schweizerische Forststatistik 2023. Zürich.
Kennzahlen Wald Controlling. Zürich.