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Biodiversität und Waldbewirtschaftung erhalten
«Erhaltung der Biodiversität und Waldbewirtschaftung im Kontext des Klimawandels»: Unter diesem Titel fand am 20. und 21. September 2024 die 26. Tagung der Union of European Foresters (UEF) in Luxembourg statt.
01.11.2024
Tagungsbericht
Die Association des forestiers luxembourgeois (AFL), die in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen feiert, organisierte einen qualitativ hochwertigen und vielfältigen Anlass, an dem über 30 Personen aus 13 Ländern Europas teilnahmen. Neben einem halbtägigen Seminar mit Fachbeiträgen sowie der offiziellen Mitgliederversammlung gab es Exkursionen im stadtnahen Wald sowie einen Ausflug in «Luxemburgs kleinen schweizerischen UNESCO-Natur- und Geopark Mëllerdall» in der Region Echternach nordöstlich der Hauptstadt.
Hitze reduziert CO2-Aufnahme
Prof. Dr. Alexander Knohl von der Universität Göttingen stellte unter anderem Ergebnisse aus dem Projekt «Integrated Carbon Observation System» (ICOS) vor, das an über 170 Standorten in Europa Daten zu Treibhausgasen erhebt (icos-cp.eu). Am Messturm im Thüringer Hainich-Nationalpark zeigten die seit 2000 laufenden Messungen, dass der Hitzesommer 2018 die CO2-Aufnahme im Buchenwald erheblich reduzierte. An einzelnen Tagen kam es aufgrund der starken Trockenheit sogar zu einer negativen CO2-Balance des Bestandes. Es stellt sich die Frage, welche Baumarten trotz reduzierter Wasserverfügbarkeit langfristig eine positive CO2-Speicherung ermöglichen können. Die Ergebnisse dieser Auswertungen werden demnächst veröffentlicht.
François Iffly, verantwortlich für das permanente Messnetz am Observatorium für Klima, Umwelt und Biodiversität (OCEB) des Luxembourg Institute of Science and Technology (LIST), hatte das Wachstum von drei Fichten in Hanglage verglichen. Er beobachtete, dass wegen des tieferen Grundwasserstands und der damit kleineren Wasserverfügbarkeit der Bestand auf dem Plateau empfindlicher reagierte und Fichten öfters abstarben als in Muldenlagen entlang des Flusses.
Unter Federführung von Frank Adam, Vorstandsmitglied der AFL und örtlicher Revierförster, wurden am zweiten Tag die Erkenntnisse aus dem Friemholz-Projekt in Berdorf in der luxemburgischen Region Echternach vorgestellt. Langfristig sollen die vier Kolonien der Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) im ehemaligen Mittelwald (rund 120 ha) erhalten und gleichzeitig eine gezielte, dosierte Holznutzung ermöglicht werden. Nach mehrjährigen intensiven Untersuchungen unter anderem der Schlaf- und Fortpflanzungsbäume (Quartierbäume) der Fledermäuse und deren Nahrungsquellen (v.a. Insekten) im Jungwald konnte kein Nutzungskonflikt zwischen Eichen als Fledermaushabitate und qualitativ hochwertigen Eichen zur Holznutzung festgestellt werden. Ob diese Erkenntnisse auf ähnliche Standorte übertragen werden können, bleibt offen.
Mehr Einfluss auf EU-Entscheide
An der Mitgliederversammlung informierte der UEF-Vorstand, dass er die Zusammenarbeit zwischen Waldakteuren innerhalb Europas stärken möchte, um mehr Einfluss bei Entscheidungen der EU-Kommissionen nehmen zu können – etwa bei der Umsetzung der Europäischen Entwaldungsverordnung (EUDR). Abklärungen sind mit der Europäischen Staatsforstvereinigung (EUSTAFOR), dem Verband europäischer Waldbesitzer (CEPF) und der Europäischen Vereinigung Gemeindlicher Waldbesitzvertretungen (FECOF) geplant. Der Vorstand wird die Mitglieder spätestens an der nächsten UEF-Tagung (11.–14. September 2025 in Bulgarien) dazu informieren.
Karin Hilfiker, in Vertretung des Vorstands des Fachvereins Wald SIA
Schweiz Z Forstwesen 175 (6): 336