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Nachruf: Ein Leben für den Wald et «pour mon école»

24.04.2025

Nekrolog · Nécrologie

Am 3. März 2025 ist Frédéric de Pourtalès, Kreisoberförster, langjähriger Direktor der Försterschule Lyss und Ehrenmitglied des Schweizerischen Forstvereins, 87-jährig gestorben. Im Kanton Neuenburg geboren und aufgewachsen schloss er das Studium zum Forstingenieur an der ETH Zürich 1963 ab. Bereits 1964 wurde er zum Kreisoberförster in La Chaux-de-Fonds (NE) gewählt. Dieses Amt übte er fünf Jahre aus bis zu seiner Wahl als erster Direktor der interkantonalen Försterschule in Lyss, die von neun Kantonen aus der Deutschschweiz und der Romandie gegründet worden war. Dank seiner Erfahrungen konnte er Theorie und Praxis vorbildlich verbinden. Der Waldbau lag ihm besonders am Herzen und begleitete ihn dank des Unterrichtes an der Försterschule bis ans Ende seiner Karriere. Er hatte ein ganzheitliches Verständnis und förderte auch das wirtschaftliche Denken, damit die Waldeigentümer mit Holzsortierung und Verkauf einen möglichst grossen Erlös erzielen konnten. Die Grundsätze «Waldbau mit Feingefühl» und «Kostenbewusstsein» prägten sein Denken und Handeln auch in der Führung der Försterschule.

Mit Wald- und Holzbau verbunden

Nur kurze Zeit nach seinem Antritt am 1. August 1969 starteten im November 1969 die ersten 29 deutschsprachigen Försterschüler ihren einjährigen Lehrgang in der Berufsschule Lyss. Ein Jahr später folgten 17 Französisch sprechende Teilnehmende. In diese Zeit fiel der erste Neubau der Försterschule an der Alten Aare in Lyss. Er konnte 1971 eingeweiht werden und wurde dank Frédéric de Pourtalès’ Weitblick und seiner Überzeugungskraft bereits mit Waldhackschnitzeln beheizt, was damals kaum verbreitet war. Denn bis zur Ölkrise 1979 waren Öl und Gas sehr günstig. In der Zwischenzeit stieg die Zahl der Absolvierenden, und der Lehrgang wurde in zwei Etappen auf 18 und 24 Monate verlängert und zum Teil modularisiert.

Die Platzverhältnisse in der damaligen Försterschule waren wieder zu knapp geworden. Am heutigen Standort konnte 1997 ein Neubau bezogen werden. Frédéric de Pourtalès bewies auch hier Innovationskraft und Kostenbewusstsein. Die neue Försterschule war zu dieser Zeit der grösste Holzbau der Schweiz. Zur Anwendung kam nur Schweizer Holz. Die moderne Architektur und Konstruktion übten von Anfang an eine grosse Anziehungskraft auf zahlreiche Fachleute und Besucherinnen und Besucher aus. Durch eine konsequente Baubegleitung ist es Frédéric de Pourtalès zusammen mit der Baukommission gelungen, die Baukosten auf 33.3 Mio. Franken gegenüber dem Voranschlag von 42 Mio. Franken zu begrenzen. Dafür hat er sich Tag und Nacht sowie Samstag und Sonntag eingesetzt. Seine Hartnäckigkeit war ausgeprägt und brachte ihn in der militärischen Karriere bis in den Rang eines Obersts.

Konsequente Führungspersönlichkeit

Im persönlichen Kontakt konnte Frédéric de Pourtalès sehr direkt sein, was ihn nicht bei allen beliebt machte. Sein Verhalten war gegenüber allen Personen gleich – unabhängig von Hierarchie und Namen. Es ging Frédéric de Pourtalès immer um die Sache und darum, den Auftrag des Stiftungsrates vollumfänglich und speditiv zu erfüllen. Ein autoritärer Führungsstil war in dieser Epoche üblich und entsprach den Erwartungen an Topkader. Wenn er oft sagte «Pour mon école», war das keineswegs egoistisch zu verstehen, sondern im Sinne einer optimalen beruflichen Qualifikation für Fach- und Führungskräfte und für einen sparsamen Mitteleinsatz, so wie er es persönlich vorgelebt hat.

Wer mit ihm zusammenarbeitete und ihn näher kannte, spürte auch seinen weichen Kern und einen feinen und auch selbstkritischen Menschen. In seiner Familie und Verwandtschaft musste er schwere Schicksalsschläge verkraften. Auch einige Jahre nach seiner Pensionierung Ende Februar 2003 war er regelmässig an Veranstaltungen der Altkantonsförster (KAK) und des Schweizerischen Forstvereins (SFV) präsent. An der Jubiläumsfeier «50 Jahre interkantonale Stiftung Försterschule Lyss» im Herbst 2019 nahm er bei recht guter Gesundheit teil und traf viele Bekannte aus dem Stiftungsrat, der früheren Försterschule und des heutigen Bildungszentrums Wald und eine grosse Zahl der über 800 Absolvierenden. Mit stehenden Ovationen durfte er nochmals die hohe Achtung und Anerkennung für sein Lebenswerk erfahren.

Ehrenmitglied des SFV

Von 1968 bis 1980 war Frédéric de Pourtalès Mitglied im Vorstand des SFV. Er beschäftigte sich mit Waldpolitik und Rodungsfragen. Zu dieser Zeit war die Bewilligungs- und Gerichtspraxis noch nicht gefestigt. Grosse Rodungsprojekte für Abbaustellen und Deponien sowie Skipisten standen im Fokus. Nach der Wahl 1969 zum Direktor der Försterschule in Lyss zählte natürlich die forstliche Bildung zu seinen Schwerpunkten – ein Thema, das dem SFV seit seiner Gründung im 19. Jahrhundert bis heute ein wichtiges Anliegen ist. Als Vorstandsmitglied betreute er das Thema «Information» und stellte den Kontakt zu den Försterschulen und zu Lignum sicher. Wegen seiner ausserordentlichen Verdienste verliehen ihm die Mitglieder des SFV an der Jahresversammlung 1991 in Einsiedeln (SZ) die Ehrenmitgliedschaft.

Nous gardons en mémoire son engagement extraordinaire et tout ce qu’il a accompli en tant que directeur. Son dévouement et ses actions ont laissé une empreinte durable, et son héritage continue d’être reconnu et apprécié au sein de notre école.

Bruno Röösli, François Farni, Regina Wollenmann

Schweiz Z Forstwesen 176 (3): 186

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