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Nekrolog Bernard Primault 1922–2024: «Also weiter lernen und forschen!»

26.02.2025

Bernard Primault 1922–2024
Bernard Primault 1922–2024

Im August 2024 ist Bernard Primault im Alter von 102 Jahren verstorben. Der Forstingenieur baute an der heutigen MeteoSchweiz den Fachbereich Agrarmeteorologie auf und gründete 1951 das phänologische Beobachtungsnetz. Ausserdem war er in der Schweizer Arbeitsgruppe für Aerobiologie, die das Pollenmessnetz ins Leben gerufen hat. Aus zahlreichen gemeinsamen Projekten mit der ETH Zürich ging die Bestimmung der Evapotranspiration von Pflanzen aus bestimmten meteorologischen Parametern hervor. Mit seiner Neugier war er einer der Pioniere der digitalen Programmierung der gesammelten Mess- und Beobachtungsdaten.

Seinen grossen Erfahrungsschatz hielt der wissensdurstige und mit einer lebendigen, genauen Sprache gesegnete Forscher in 469 Veröffentlichungen fest. Am Arbeitsplatz und an zahlreichen Veranstaltungen meldete er sich immer mit substanziellen, oft humorvoll formulierten Beiträgen zu Wort. 1999 wurde er zum Ehrenmitglied der International Society of Biometeorology ernannt.

Aufgewachsen in La Chaux-de-Fonds, studierte Bernard Primault Forstwissenschaften an der ETH Zürich. 1953 schloss er das Doktorat mit der Arbeit «Contribution à l’étude de l’influence des éléments météorologiques sur l’accroissement des forêts» bei Hermann Knuchel und Jean Lugeon ab. 1983 ist Bernard Primault vom Bundesrat zum Chef der Abteilung Angewandte Meteorologie und Datenerfassung der Schweizerischen Meteorologischen Anstalt (SMA) ernannt worden.

Flugplatz- und Agrarmeteorologe

Der berufliche Werdegang war keineswegs gerade und verlief nicht nach einem Plan. Trotz Diplom und Wählbarkeitszeugnis fand er vorerst keine passende Anstellung. In einem privaten Text beschrieb er in dieser Zeit seine Berufserfahrungen als Fliessbandarbeiter und Handlanger in der Uhrenindustrie, wo er «die Führung einer Fabrikationskontrolle, die Buchhaltung und das Vorgehen mit Kunden» lernte. Schliesslich erhielt der Naturwissenschaftler eine erste, befristete Anstellung als Flugplatzmeteorologe am Flughafen Genève-Cointrin.

Wenig später wurde Bernard Primault nach Zürich in die Zentrale gerufen, um die Abteilung Agrarmeteorologie aufzubauen. Vom Prognosedienst wechselte er in einen Bereich, der heute Klimadienstleistung genannt wird. «Beim Betrachten bestimmter Wettersituationen und Witterungsabschnitte musste ich lernen, nicht mehr als Mensch zu denken und zu spüren, sondern mir vorzustellen, wie eine Kornpflanze, ein Obstbaum, ein Rebstock oder eine Kuh empfindet und reagiert.» Aus den Daten des in der Folge gegründeten phänologischen Netzwerks der Schweiz wurden vier seiner phänologischen Karten 1984 in den Schweizer Klimaatlas aufgenommen. Ursprünglich dazu gedacht, nützliche Informationen für die Landwirtschaft zu produzieren, erwies sich das Netzwerk als essenzielle Grundlage, um den Einfluss der globalen Erwärmung auf die Rhythmen der Vegetation zu untersuchen.

Noch im Alter von fast 100 Jahren nahm Bernard Primault 2021 mit grossem Interesse an der 70-Jahr-Feier des phänologischen Beobachtungsnetzwerks von MeteoSchweiz teil. Er blieb seiner Aussage zur Pensionierung über Jahrzehnte weiter treu: «Einem alten Kater kann man das Mäusefangen nicht austreiben! Also weiter lernen und forschen!»

Bernard Clot, This Rutishauser

Schweiz Z Forstwesen 176 (2): 126.

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