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Protokoll der 181. Mitgliederversammlung des SFV vom 29. August 2024 in Stans
01.11.2024
Forstverein · Société forestière
1. Eröffnung
Regina Wollenmann, die Präsidentin des Schweizerischen Forstvereins (SFV), begrüsst alle Anwesenden. Joe Christen, Regierungsrat des Kantons Nidwalden überbringt Grüsse der Kantonsregierung. Die Präsidentin bedankt sich bei ihm, stellt kurz alle Vorstandsmitglieder vor und bedankt sich bei Beat Ettlin und seinem Team für die Vorbereitung der diesjährigen Jahresversammlung. Sie heisst mehrere Personen von Bund und Kantonen sowie aus den Forschungs- und Bildungsorganisationen und den Partnerorganisationen willkommen. Ebenfalls begrüsst sie alle Neumitglieder des SFV.
Regina Wollenmann eröffnet die 181. Mitgliederversammlung. Die Mitglieder haben die Einladung zur Mitgliederversammlung rechtzeitig erhalten. Zur Traktandenliste gibt es keine Bemerkungen. Damit ist diese genehmigt.
2. Wahl der Stimmenzählenden und des Protokollführers
Als Stimmenzählende stellen sich Stephan Hatt und Corina Turnheer zur Verfügung, für das Protokoll Samuel Strub. Mit einem Applaus bestätigt die Versammlung die Wahl. 81 Mitglieder sind anwesend. Das absolute Stimmenmehr beträgt 41 Stimmen.
3. Abnahme des Protokolls der Mitgliederversammlung 2023 in Freiburg/Fribourg
Das Protokoll der 180. Mitgliederversammlung wurde in der Schweizerischen Zeitschrift für Forstwesen (SZF 6/2023) veröffentlicht. Es wird einstimmig und ohne Enthaltungen angenommen. Ein Dank gilt den Autorinnen Lea Flükiger und Tanja Eggenberger.
4. Jahresberichte
Das vergangene Vereinsjahr wurde durch die Politik, insbesondere durch den Mantelerlass (Stromgesetz) und die revidierte Jagdverordnung, geprägt. Die Netzwerkpflege sei wichtig, betont Regina Wollenmann und erwähnt die Veranstaltung «Die forstlichen Herausforderungen von morgen – auf der Alpensüdseite bereits Realität!» vom Herbst 2023. Diese wurde gemeinsam mit WaldSchweiz, der Sezione forestale, der WSL in Cadenazzo und Waldorganisationen der Südschweiz realisiert. Zusammen mit der Gebirgswaldpflegegruppe, WaldSchweiz und den Berner Waldbesitzenden erfolgten gemeinsame Kommunikationsaktivitäten zur Problematik des Wildverbisses. Der Waldkongress von WaldSchweiz ist ebenfalls diesem Thema gewidmet.
Die lancierte Unterschriftensammlung zur Waldschutzinitiative, bei der es um ein Verbot von Windenergieanlagen im Wald geht, bewog den Vorstand dazu, eine erste Einschätzung dazu zu machen. Zudem soll das Thema am Nachmittag in einem Seminar vertieft werden.
Bei der Zeitschrift und in der Administration konnten wichtige Meilensteine im Hinblick auf die Digitalisierung erreicht werden.
Trotz einiger Neumitglieder fiel die Zahl der Mitglieder wieder knapp unter 800. Der «Verjüngung» des Vereins müsse Sorge getragen werden. Regina Wollenmann ruft die Anwesenden dazu auf, in ihrem Umfeld aktiv auf den SFV aufmerksam zu machen. Die Präsidentin bedankt sich bei allen, die den SFV durch ideelle und finanzielle Unterstützung fördern.
Der Jahresbericht der Präsidentin ist in der SZF publiziert worden. Vizepräsidentin Christine Moos erkundigt sich, ob es Fragen oder Bemerkungen gibt. Das ist nicht der Fall. Der Jahresbericht wird ohne Gegenstimme angenommen.
Die Statuten sehen vor, dass die Mitgliederversammlung den Jahresbericht der Hilfskasse zur Kenntnis nimmt. Dieser wurde ebenfalls in der SZF publiziert. Regina Wollenmann bedankt sich bei allen Mitgliedern der Hilfskasse und ihrem Präsidenten für ihre Arbeit.
5. Jahresrechnung 2023/2024 und Revisorenbericht
Stefan Flückiger, zuständig für die Finanzen, präsentiert die Jahresrechnung 2023/2024. Diese liegt bei den Einnahmen mit rund 100 000 Franken über dem Budget. Auch die Ausgaben liegen rund 75 000 Franken über dem Budget. Die Gründe dafür seien nicht budgetierbare Ereignisse. So wurden Mehrleistungen erbracht, etwa durch die Arbeitsgruppen. Auch eine Sondernummer der SZF wurde realisiert, was sich auf die Ausgaben- und die Einnahmeseiten niederschlägt und sich nicht nachteilig auf das Ergebnis auswirkte.
Bei den Ausgaben erwähnt Stefan Flückiger jene für die Vereinsangelegenheiten. Diese liegen deutlich über dem Budget. Der Grund dafür liegt in personellen Umstellungen im Vorstand, die zu etwas mehr Leistungen des Treuhandbüros führten.
Als Folge des Jahresergebnisses hat das Eigenkapital etwas abgenommen.
Annina Stein berichtet über die Revision und verliest den Revisionsbericht. Es gibt keine Wortmeldungen. Regina Wollenmann lässt über die Jahresrechnung abstimmen. Diese wird einstimmig angenommen. Die Präsidentin bedankt sich beim Treuhandbüro Räber und den beiden Revisorinnen und dem Revisor.
6. Aktuelle Geschäfte
Schweizerische Zeitschrift für Forstwesen (SZF)
Redaktionsleiter This Rutishauser berichtet, dass im letzten Jahr ein neues Redaktionssystem eingeführt wurde. In einem zweiten Schritt wird nun ein neues Webmagazin per Anfang 2025 lanciert. Damit wird die bisherige Website bei AllenPress abgelöst. Die Online-Archivierung erfolgt künftig über die ETH-Bibliothek (ePeriodica) mit einem jährlichen Update.
AG Waldplanung und -management (Leitung: Raffael Bienz)
Im Oktober 2023 fand ein Austauschtreffen für die Waldplanenden der Kantone statt, an dem knapp die Hälfte der Kantone vertreten waren. Ebenfalls im Oktober fand das erste Treffen der Fachgruppe Forstliche Fernerkundung statt. Dieses stiess auf grosses Interesse. Das Thema wurde in verschiedenen Workshops vertieft. An der Jahrestagung in Zofingen im November 2023 richtete sich der Fokus auf das Holznutzungspotenzial und die Waldplanung. Im Juni 2024 fand im Rahmen von fowala ein Seminar zum Thema «Freizeit und Erholung» statt – ein Themenbereich, der laut Raffael Bienz bisher eher stiefmütterlich behandelt wurde. Während des vergangenen Jahres gab es verschiedene Publikationen in der SZF. Höhepunkt war die Schwerpunktstrecke «Waldplanung gestern – heute – morgen». Die Website Planfor wird weiterhin betrieben, zudem wurden zwei Merkblätter lanciert. 2025 findet der Austausch der Waldplanenden in den Kantonen bereits im Frühling statt. Im nächsten Jahr zeichnen sich neben dem laufenden Betrieb zwei grosse Vorhaben ab: einerseits das Projekt mit der Auslegeordnung der waldplanerischen Grundlagen und dem Pilotprojekt in den Bereichen Fernerkundung und Modelle sowie andererseits die Organisation der vierten Waldplanungskonferenz.
AG Waldbiodiversität (Leitung: Steffi Burger, vertreten durch Florian Walter)
Im letzten Herbst fand im Kanton Luzern die Praxistagung zum Thema der feuchten Wälder statt. Die Fachtagung im Mai 2024 war dem Thema «Wald im Wandel – Biodiversität im Wandel?!» gewidmet. Für die Praxistagung zu diesem Thema reist die Arbeitsgruppe im Herbst 2024 ins Tessin. In der SZF erschienen Tagungsberichte. Zudem leistete die Arbeitsgruppe Inputs im Hinblick auf die Berücksichtigung der Biodiversität bei der Überarbeitung von NaiS und setzte ein Argumentarium zur natürlichen Walddynamik auf. Für 2025 ist eine Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe Wald und Wildtiere vorgesehen. Im Januar 2024 trat Florina Walter die Nachfolge von Nicole Imesch an.
AG Wald und Wildtiere (Leitung: Christof Gantner)
Das Jahresthema 2023 waren Wald-Wild-Konzepte und der Umgang mit Problemgebieten. Dieses Thema wurde auch an der Jahrestagung in Interlaken aufgegriffen. Eine Exkursion beleuchtete Wald-Wild-Konzepte dreier Gemeinden sowie einer Fallstudie zur Verjüngungssicherung in einem Schutzwald. Das Jahresthema 2024 ist dem Rothirschmanagement gewidmet. Dazu fand im Januar 2024 die Wald-Wild-Weiterbildung statt, bei der Rothirschprojekte verschiedener Kantone und des Nationalparks diskutiert wurden. Die beiden Weiterbildungstage in Zollikofen und Chur waren sehr gut besucht, und in Chur wurde der Event auch mittels Livestream übertragen. Im Mai 2024 fand die Frühlingstagung im Tierpark Langenberg statt. Laufende Projekte sind die Erstellung des schweizweiten Überblicks zum Wildeinfluss sowie das Positionspapier und das Argumentarium zur Wald-Wild-Thematik.
Politisches Engagement des Schweizerischen Forstvereins
Regina Wollenmann erinnert daran, dass die Mitgliederversammlung dem Vorstand den Auftrag erteilt hatte, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, wie sich der SFV bei politischen Fragen einbringen soll. Die Statuten und das Leitbild hätten die Basis für die Arbeit des Vorstands gebildet. Nach intensiven Diskussionen innerhalb des Vorstands habe dieser die Überlegungen mit den Leitenden der Arbeitsgruppen geteilt sowie verschiedene Treffen mit Partnerorganisationen als Echoraum genutzt.
Aus diesem Vorgehen haben sich vier Eckpfeiler des politischen Engagements des SFV herauskristallisiert:
- Der SFV leistet fachliche Arbeit in den Arbeitsgruppen. Das Resultat sind fachlich gut abgestützte Grundlagendokumente. Dabei steht das Fachliche im Vordergrund, trotzdem fliessen aber auch politische Meinungen in die Diskussionen ein.
- Der Vorstand erstellt fachlich abgestützte Stellungnahmen bei Vernehmlassungen oder aktuellen Geschäften. Es ist der Anspruch des SFV, fachliche Argumente in die Diskussion einzubringen und damit zu überzeugen. Dennoch lässt sich bei Stellungnahmen das Fachliche nicht immer ganz vom Politischen trennen. Der Entscheid, sich zu äussern oder nicht, ist in gewissem Sinne bereits politisch.
- Der SFV engagiert sich in der Wissensvermittlung und Information über die SZF. Auch hier steht das Fachliche im Vordergrund, doch die Themenwahl ist in gewissem Sinne politisch.
- Der SFV äussert sich nur in absoluten Ausnahmefällen zu Abstimmungen. Eine solche Ausnahme war die Unterstützung des Referendums zum Jagdgesetz. Diese erfolgte jedoch erst nach einer konsultativen Abstimmung unter den Mitgliedern.
Die Präsidentin weist darauf hin, dass zwischen direktem und indirektem politischem Engagement zu unterscheiden sei. Auch bei Fragen rund um den Wald gebe es unterschiedliche Meinungen. Die eine Stimme des Waldes könne es deshalb nicht geben.
Der Vorstand habe das Fazit gezogen, dass sich Fachliches und Politisches nicht scharf trennen liessen. Der SFV sei «politisch», ohne direkt politisch zu sein. Wollte der SFV auf der politischen Bühne stärker agieren, bräuchte er andere Strukturen. Doch der SFV lebe fast ausschliesslich vom ehrenamtlichen Engagement und verfüge deshalb weder über die Strukturen noch über die zeitlichen und finanziellen Ressourcen, um sich regelmässig in politischen Diskussionen einzubringen.
Regina Wollenmann illustriert die gemachten Überlegungen an aktuellen Beispielen: der ersten Einschätzung des Vorstands zur Waldschutzinitiative und zum Mantelerlass (Stromgesetz), der Zusammenarbeit mit den übrigen forstlichen Organisationen für ein gemeinsames Positionspapier zu Wald und Wild sowie der Anfrage der Arbeitsgruppe Waldbiodiversität, zur Biodiversitätsinitiative Stellung zu nehmen.
Aufgrund der Diskussionen habe man folgende Schlussfolgerungen gezogen: Der Vorstand möchte im bewährten Rahmen weiterarbeiten. Er ist der Meinung, dass mit den aktuellen Statuten und Leitlinien genügend Spielräume bestehen, in deren Rahmen weiterhin situative Entscheidungen unter Berücksichtigung der Faktenlagen und der verfügbaren Ressourcen getroffen werden können. Bei weitreichenden Entscheiden könne der Vorstand auch künftig die Meinung der Mitglieder einholen. Der Vorstand sehe deshalb keinen weiteren Handlungsbedarf.
Zu den gemachten Ausführungen gibt es keine Fragen.
Erörterungen zum Verbandsbeschwerderecht
Die Präsidentin übergibt das Wort an Noémi Gay, die dieses Geschäft für den Vorstand vorbereitet hat.
Noémi Gay: Le deuxième mandat donné au comité était le droit de recours des organisations avec comme objectifs de clarifier les implications pour la Société forestière suisse (SFS) et illustrer son emploi par un exemple concret et de soumettre ces résultats à la prochaine assemblée des membres.
Au cours de cette année, diverses démarches ont été entreprises: des échanges à ce sujet ont eu lieu avec divers acteurs, par exemple avec les responsables des groupes de travail, ainsi qu’à l’interne. Deux documents informatifs ont été établis (voir les documents reçus pour l’assemblée) pour préciser quelles sont les conditions à remplir pour l’obtenir et étudier si la SFS répondrait à celles-ci et pour expliquer pourquoi et comment le droit de recours pourrait être utilisé.
Notre analyse confirme que la SFS remplit les critères pour demander le droit de recours. Par rapport au mandat donné, il a été renoncé de faire une évaluation des implications pour la SFS et de présenter un exemple d’utilisation concrète.
Ce choix est motivé notamment par la grande variété d’objets contre lesquels un recours serait possible ou encore par le fait que les coûts financiers vont varier selon le mode d’application choisi. Il était d’abord important de comprendre contre quoi le droit de recours pourrait être utilisé et comment celui-ci s’utilise (processus), pour pouvoir se positionner à ce sujet et évaluer les implications que cela pourrait avoir ou non selon son utilisation.
Les implications pour la SFS peuvent fortement varier selon le choix et les modalités d’utilisation qu’il en serait fait. Ce qui est clair est que si la SFS souhaite avoir un droit de recours pour l’utiliser de manière proactive, cela impliquerait et nécessiterait des changements importants (fonctionnement et identité). Dans tous les cas, la problématique des différents intérêts ou positions défendus au sein de la société devrait être considérée (risque de conflits). Pour le comité, si la SFS devait disposer du droit de recours, ce serait à l’heure actuelle plutôt comme la possibilité d’avoir un outil supplémentaire dans le cas d’une situation exceptionnelle, ce qui pourrait s’inscrire dans la continuité de l’engagement politique actuel (voir les 4 piliers du point précédent présenté par Regina Wollenmann). Nous n’avons pas le souhait de disposer d’un droit de recours pour pouvoir en faire un usage proactif comme le font certaines organisations de la protection de la nature.
Pour la suite: il est proposé de garder la question du droit de recours ouverte et de la reprendre dans les accents de l’année prochaine, cela permettra de laisser le temps à chacun de prendre connaissance des documents préparés pour mieux comprendre de quoi il s’agit et se forger une opinion. Eventuellement un événement (atelier) pourrait être organisé pour approfondir la question et laisser la place à la discussion.
Noémi Gay demande s’il y a des questions de compréhension. Comme cela n’est pas le cas, elle passe la parole à Regina Wollenmann pour la discussion.
Die Präsidentin eröffnet die Diskussion, worauf zahlreiche Wortmeldungen eingehen.
Silvio Covi beschäftigt sich seit drei Jahren mit einer Verbandsbeschwerde an der Rigi. Der Vorschlag des Vorstands für den SFV gehe für ihn in die richtige Richtung. Es stelle sich jedoch die Frage, ob der Forstverein die richtige Organisation sei für Verbandsbeschwerden und in welchen Fällen, weil doch ein hoher Anteil seiner Mitglieder nahe an den Verwaltungen und in die Entscheide involviert sei. Das könne heikel sein. Man werde zudem Anwälte brauchen. Es sei richtig, sich mit dieser Thematik zu befassen, es gebe aber noch einige offene Fragen.
Regina Wollenmann betont, es sei das Ziel, dass jetzt Meinungen geäussert würden. Dem Vorstand sei es wichtig, die Mitglieder zu spüren, damit klarer werde, in welche Richtung weitergearbeitet werden solle.
Florian Walter stellt anstelle einer Meinungsäusserung eine Frage: Was könnten das für Ausnahmefälle sein? Gibt es schon Szenarien, was vom SFV abgedeckt werden könnte?
Regina Wollenmann: In den Statuten sei festgehalten, dass der SFV sich für die Walderhaltung einsetzt. Zentral sei, dass es ein Fall ist, bei dem es um die Walderhaltung geht und dass es ein Leiturteil braucht, um einer gewissen Tendenz zur Schwächung der Walderhaltung entgegenzuwirken. Aber so könnte eben auch Druck entstehen, das Verbandsbeschwerderecht da und dort einzusetzen. Es gehe um die Grundsatzfrage, ob man das wolle oder nicht.
Für Caroline Heiri stellen sich zwei Fragen: Welchen Mehrwert wolle man im Vergleich zu heute mit dem Verbandsbeschwerderecht erreichen? Ist der SFV zu wenig in Gremien dabei? Sie beantworte das mit nein. Historisch habe der SFV ein Privileg und sei bei spannenden Gremien dabei, bei den Fachbeiräten der Hochschulen, auch beim BAFU. Sie sehe keinen Mehrwert. Zweitens: In ihrer Zeit im Vorstand habe man sich intensiv damit beschäftigt, wo der SFV seine Ressourcen investieren wolle und was die Kernaufgabe des Vereins sind. Bei der Erarbeitung des Leitbilds habe man sich dezidiert gegen eine sehr aktive politische Arbeit entschieden. Da müsse man schnell sein, sich im Moment engagieren können. Wo sollen die limitierten Ressourcen eingesetzt werden? Es gebe Bereiche, wo der SFV aktiv sei. Beim Fachwissen über den Wald, in der Ausbildung, beim Austausch zwischen den Kantonen. Müsse man hier Abstriche machen, damit Ressourcen frei werden? Oder müsse man neue Ressourcen gewinnen? Auch finanzielle? Für sie lohne es sich nicht, sie sehe andere Schwerpunkte.
Rolf Manser berichtet über ein konkretes Beispiel im Kanton Solothurn. Der Kanton setzte sich für eine Rodungsbewilligung zur Verbesserung der landwirtschaftlichen Effizienz ein. Das Ganze sei eingepackt in eine Hochwasserrevitalisierung. Das sei ein Beispiel, wo der Forstverein einspringen könnte. Dieser sei eine sehr renommierte Institution. Die Frage der Ressourcen müsse man prüfen. Wenn man sage, der Forstverein engagiere sich nicht mehr politisch, dann habe das auch Implikationen, ob der Forstverein das Verbandsbeschwerderecht wahrnehmen solle. Er finde den Vorschlag des Vorstands gut und sei auch bereit, sich in die Diskussion einzubringen.
Karin Hilfiker: Der Wald habe einen hohen Stellenwert. Würde man das Verbandsbeschwerderecht ergreifen für den Wald? In den Schwerpunkten 2024/2025 sei auch Netzwerken mit anderen Organisationen aufgeführt. Gibt es Überlegungen, sich anders aufzustellen? Damit Anliegen für den Wald vielleicht auch von Partnern mit Verbandsbeschwerderecht aufgegriffen werden? Sie finde es gut, wenn man sich mit dem Verbandsbeschwerderecht als Schwerpunkt weiter befassen würde.
Christa Glauser: Das Verbandsbeschwerderecht und die politische Mitwirkung sollten nicht vermischt werden. Verbandsbeschwerden könnten dann ergriffen werden, wenn ein geltendes Gesetz nicht eingehalten wird. Die andere Frage sei, wie der SFV eine stärkere Stimme für den Wald werden könnte, eine politische Stimme, die stärker nach aussen wahrgenommen wird, auch mit seinen Positionen. Das seien zwei Paar Schuhe, die eigentlich nichts miteinander zu tun hätten. Es brauche beides. Gerade bei der Walderhaltung werde die Diskussion wieder auf den SFV zukommen. Man könne beides machen. Verbandsbeschwerden erforderten einen gewissen finanziellen Rückhalt, zum Beispiel einen Fonds. Es brauche auch Personen, die sich mit der Gesetzeslage auskennen. Da habe der SFV den Vorteil, dass relativ viele Leute schon in der Verwaltung tätig seien. Mit dem Verbandsbeschwerderecht solle jedoch keine Politik gemacht werden, denn das komme selten gut.
Bruno Röösli: Über das Jahresprogramm werde nun entschieden, ob das Thema weiter vertieft wird. Irgendwann später werde dann möglicherweise über eine Statutenanpassung abgestimmt. Eine persönliche Einschätzung: Bei der Wald-Wild-Thematik sei es beim Referendum gelungen, die gute Linie zu finden, auch mit geschickten Allianzen. Das Thema wurde aufgenommen, der Forstverein habe Aufmerksamkeit erhalten. Das wäre eine Richtschnur für das weitere Engagement. Die Walderhaltung im Mittelland sei ein Thema. Das werde von der Landwirtschaft wahrscheinlich wieder aufgenommen, Lockerungen würden gefordert. Noch bevor Gesetze weiter angepasst werden, müsse der Forstverein aktiv werden – also rechtzeitig sondieren und bewusst Allianzen schmieden. Bezüglich des Verbandsbeschwerderechts sei er sehr kritisch und würde das nicht weiterverfolgen. Der SFV habe genug zu tun mit den grossen strategischen Linien.
Olivier Schneider: Le document préparé constitue une très bonne base de réflexion. En cherchant des situations illustratives, un exemple analogue de défrichement en lien avec l’agriculture a été trouvé, où on voit que le contexte politique rend possibles des décisions qui sont en porte-à-faux avec le cadre juridique. C’est dans un tel contexte que la SFS devrait s’engager. Et par rapport à ce qui a été dit concernant l’engagement politique de la Société forestière suisse, avec l’exemple unique jusqu’à présent du référendum sur la loi sur la chasse, la grande différence est que dans le cas de l’utilisation du droit de recours, on n’a pas le temps de préparer une consultation large des membres lorsque la situation se présente. Dans le cas du référendum, le processus était long, la Société forestière a pu développer ses réflexions et former son opinion pour arriver à sa décision. Dans le cas du droit de recours, il faut que le cadre soit préparé en amont. Concernant le fait de ne jamais utiliser le droit de recours: il y a de nombreuses associations sur la liste du droit de recours qui n’en ont pratiquement jamais fait usage. La seule présence de la Société forestière suisse sur cette liste des associations est déjà une marque de la défense des intérêts de la conservation de la forêt. On peut citer l’exemple du Club alpin suisse qui n’a fait usage de ce droit de recours qu’une seule fois. C’est la symbolique de la présence sur cette liste qui est importante.
Clémence Dirac: Il est important de se poser des questions et de prendre le temps pour réfléchir avant de décider sur la demande du droit de recours. De son opinion personnelle et avec les pressions actuelles grandissantes sur la conservation des forêts, ce droit de recours dans le domaine forestier est essentiel. On peut cependant se poser la question, si c’est le rôle de la Société forestière suisse d’avoir ce droit de recours ou si ce ne serait pas plutôt le rôle d’une autre association comme par exemple ForêtSuisse? L’échange entre les associations qui défendent la conservation des forêts est essentiel pour décider qui devrait avoir ce droit de recours.
Christoph Hegg: Der Forstverein sei eine Mitgliedsgesellschaft der Schweizerischen Akademie der Naturwissenschaften (SCNAT). Wie es zusammengehe, das Verbandsbeschwerderecht auszuüben und Mitglied bei der Akademie der Naturwissenschaften sowie eine wissenschaftlichen Fachgesellschaft zu sein, das wäre zu prüfen. Er sei sich nicht sicher, wie gut das zusammengehe. Das sei also gut zu überlegen.
Harald Bugmann: Der SFV erhalte nicht nur Geld von der SCNAT, sondern auch von Bund und Kantonen. Das Verbandsbeschwerderecht richte sich gegen Entscheide, die von Bund und Kantonen kommen. Das könne problematisch sein. Die SCNAT könne das vielleicht noch eher wegstecken.
Eva Lieberherr: Wenn man den ganzen Politikzyklus anschaue, dann komme die Verbandsbeschwerde beim Vollzug als prozedurales Element zum Einsatz. Man müsse sich bewusst sein, was das bedeutet. Auch die damit verbundenen Kosten seien hoch. Es sei etwas ganz anderes, als wenn man das Agenda-Setting und die Politikformulierung, also die Politik, bereits im Voraus beeinflussen will.
Regina Wollenmann bedankt sich für die engagierte Diskussion.
7. Schwerpunkte 2024/2025
Die Mitglieder haben die Schwerpunkte für das kommende Vereinsjahr mit den Unterlagen erhalten. Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit verzichtet die Präsidentin, auf sämtliche Punkte einzugehen. Die Schwerpunkte sehen vor, dass sich der SFV weiterhin mit der Frage des Verbandsbeschwerderechts auseinandersetzt. Regina Wollenmann fragt Bruno Röösli, ob er den Antrag stellen möchte, diesen Punkt zu streichen. Bruno Röösli entscheidet sich, den Antrag zu stellen, diesen Punkt aus dem Programm zu streichen, und begründet dies damit, ein Stimmungsbild zu erhalten.
Regina Wollenmann lässt abstimmen und fragt, wer dem Antrag von Bruno Röösli folgen möchte.
23 der 81 anwesenden Mitglieder stimmen für eine Streichung, 9 Mitglieder enthalten sich der Stimme. Damit wird keine Mehrheit erreicht. Das Verbandsbeschwerderecht bleibt somit weiterhin im Jahresprogramm.
Die vom Vorstand vorgeschlagenen Schwerpunkte werden von der Mitgliederversammlung genehmigt.
8. Budget
Stefan Flückiger erläutert das Budget, das die Mitglieder mit den Unterlagen erhalten haben. Das Budget sei im Juli erstellt worden. Bei den Einnahmen sei die Auflösung von Rückstellungen berücksichtigt, es sehe den Courant normal vor, also eine Fortführung der bisherigen Aktivitäten. Das Budget weist einen Verlust von 24 800 Franken aus.
Der Kassier weist darauf hin, dass das Budget auf der Einnahmenseite zu einem Zeitpunkt erstellt worden sei, als die definitiven Zusagen für die Beiträge noch nicht von allen Partnern vorlagen. Und es sei davon auszugehen, dass es zu Budgetkürzungen kommen könne. Das heisst, der Vorstand werde sich unter Umständen noch einmal mit diesem Budget befassen müssen. Stehen weniger Mittel zur Verfügung, dann gebe es die Möglichkeit, mehr Einnahmen zu generieren, die Kosten zu senken oder Eigenkapital abzubauen. Der Auftrag an den Vorstand sei klar, wenn diesem Budget zugestimmt werde.
Die Präsidentin lässt über das Budget abstimmen. Dieses wird einstimmig angenommen.
9. Gesamterneuerungswahlen
Alle drei Jahre stehen Gesamterneuerungswahlen an. Die Mitglieder des Vorstands Christine Moos, Urs Moser, Noémi Gay und Stefan Flückiger kandidieren erneut und werden mit einem kräftigen Applaus wiedergewählt. Regina Wollenmann stellt sich als Präsidentin ebenfalls zur Verfügung, kündigt jedoch ihren Rücktritt in einem Jahr an. Sie wolle das rechtzeitig bekannt geben, damit die Nachfolge aufgegleist werden könne. Christine Moos führt die Wahl durch. Regina Wollenmann wird mit einem kräftigen Applaus in ihrem Amt bestätigt.
Der Vorstand schlägt der Mitgliederversammlung zwei neue Mitglieder zur Wahl vor. Es sind dies Sophie Stroheker (Ressort Wissenschaft) und Laetitia Erny (Ressort Kommunikation). Die beiden Kandidatinnen präsentieren sich auf sehr engagierte und originelle Art und Weise und werden mit einem kräftigen Applaus in den Vorstand gewählt. Damit ist der Vorstand wieder komplett.
10. Anträge der Vereinsmitglieder gemäss Statuten Art. 10
Es sind keine Anträge eingegangen, was die Präsidentin als grosses Vertrauen in die Arbeit des Vorstands interpretiert.
11. Wahl des nächsten Tagungsortes
Rolf Manser stellt den Ort für die nächste Jahresversammlung vor. Diese findet am 28. und 29. August 2025 im Kanton Solothurn statt.
12. Diverses
Simon Janssen hat seit 2021 im Vorstand mitgewirkt, zuerst als Mutterschaftsvertretung für Christine Moos, danach im Ressort Kommunikation. Nun verlässt er den Vorstand. Christine Moos würdigt sein Wirken. Seine Arbeit im Vorstand wird mit einem grossen Applaus verdankt.
Mit der Ankündigung des Seminars beendet die Präsidentin die Mitgliederversammlung.
Für das Protokoll: Samuel Strub
Schweiz Z Forstwesen 175 (6): 328–335
Finanzbericht
Die Erläuterungen zu den Finanzen sind auf der Website des Forstvereins publiziert.
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