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Von kleinen und kleinsten Wäldchen und ihren Funktionen
Das Herbstseminar 2025 von Fortbildung Wald und Landschaft (fowala) und der Arbeitsgruppe Freizeit und Erholung im Wald der Arbeitsgemeinschaft für den Wald fand zusammen mit dem Verein ArboCityNet in Genf statt. Themen waren kleine Wäldchen (Tiny Forests) und Partizipation der Bevölkerung. Zudem gab es eine Exkursion im Bois de la Bâtie mitten in Genf.
16.12.2024
Fortbildung Wald und Landschaft (fowala) / Arbeitsgemeinschaft für den Wald (AfW)
Am Vormittag führte Patrik Fouvy, Chef des kantonalen Genfer Amts für Natur und Landschaft, die 30 Teilnehmenden in den Park «Domaine Rigot». Seit 2014 wertet die Stadt Genf mit einer Reihe von Massnahmen den geschichtsträchtigen Park auf. Unter anderem wurden ein partizipativer Obstgarten mit 28 Bäumen und ein «micro-forêt» gepflanzt (Abbildung 1).
Die sogenannten «tiny forests» werden in den letzten Jahren zunehmend genutzt, um städtische Gebiete mit mehr Grünflächen und Biodiversität zu bereichern. Viele Baumarten werden eng beieinander gepflanzt, um ein natürliches, stabiles Ökosystem zu simulieren. Die grosse Konkurrenz hat den Vorteil, dass die Bäume schnell wachsen und sich das Wäldchen in relativ kurzer Zeit zu einem wertvollen, sich selbst erhaltenden Habitat entwickelt.
Im Park «Domaine Rigot» läuft ein Pilotprojekt, das der Frage nachgeht, wie ein Park alternativ gestaltet werden kann («Comment faire un parc autrement?»). Die Bäume stammen aus fünf verschiedenen Baumschulen, wovon sich eine im Park befindet. In diesen Baumschulen werden Bäume herangezogen, die an die lokalen Gegebenheiten sowie an das Klima von morgen angepasst sein sollen.
Vielschichtige Herausforderungen
Am Nachmittag thematisierte das Herbstseminar von fowala und der Arbeitsgruppe Freizeit und Erholung im Wald ebenfalls einen eher kleinen, aber «traditionellen» Stadtwald. Der 20 ha grosse Bois de la Bâtie (www.geneve.ch/bois-batie) ist ein wichtiger Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten mitten in der Stadt Genf. Neben seiner ökologischen Funktion spielt der Wald auch eine wichtige soziale Rolle und wird intensiv für Sport- und Freizeitaktivitäten genutzt. In unmittelbarer Nähe zum Wald befinden sich unter anderem ein Tierpark, ein Spielplatz, Sportplätze und ein Restaurant.
Für die Bewirtschafter gibt es neben den Fragen zur Lenkung und Information der Besucherinnen und der Besucher sowie der Haftungsproblematik auch grosse Herausforderungen bei der Verjüngung des Baumbestands. Dieser besteht vor allem aus alten Eichen. Wichtig ist zudem die übergeordnete Kommunikation. Insbesondere stellt sich die Frage, wie viel Partizipation zugelassen werden soll.
Das Berner Planungsbüro für angewandten Naturschutz (Pan) hat für solche Fragen einen Analyseraster entwickelt. Er dient zur systematischen Beurteilung der Bedeutung von Siedlungswäldern und als Grundlage für die Ausarbeitung von Managementempfehlungen.
Die Beurteilung erfolgt in fünf Schritten:
- Einschätzung des Waldleistungsprofils
- Einschätzung der Erholungsaktivitäten
- Bewertung der Erholungsqualität
- Grösste Potenziale und grösste Herausforderungen in diesem Wald
- Managementempfehlungen (Waldbau, Wegnetz und Infrastruktur, Sicherheit, Information, Partizipation und Partnerschaften, Besucherlenkung, Unterhalt, Inventur und Planung, Monitoring und Kontrolle)
In der Schlussdiskussion machten die Teilnehmenden unter anderem folgende Vorschläge für das Waldmanagement:
- Verstärkung der Informationen (mehr und präziser)
- Konsequenter Rückbau der Feuerstellen
- Niederschwellige Besucherlenkung durch kleine Symbole (z.B. Laufstrecke mit Kilometerangaben) oder mit einer Karte der Hot Spots
- Einsatz einer Rangerin oder eines Rangers
- Einsatz von Methoden der Citizen Science
Brigitte Wolf