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Wie können wir mit dem Wildverbiss zukünftig besser umgehen?

Der Bundesrat erarbeitet derzeit einen Bericht zum Management des Wildverbisses. Die Konferenz für Wald, Wildtiere und Landschaft (KWL) unterstützt ihn dabei und schlägt ein aussagekräftiges Controlling im Rahmen des Landesforstinventars vor.

01.11.2024

Aus den Kantonen · Nouvelles des cantons

Am 14. März 2023 reichte alt Ständerat Othmar Reichmuth das Postulat (23.3129) «Zukunftsfähige Wälder sind nur mit gesetzeskonformem Wildverbiss möglich» ein. Das vom Rat angenommene Postulat will vom Bundesrat wissen, mit welchen konkreten Massnahmen der Wildeinfluss auf die Waldverjüngung innert weniger Jahre flächendeckend auf ein gesetzeskonformes Mass reduziert werden kann. Weiter soll im Bericht aufgezeigt werden, wie ein fundiertes und aussagekräftiges Controlling des Wildeinflusses auf den Schweizer Wald ausgestaltet sein muss.

Der Bundesrat hatte keinen Handlungsbedarf auf Bundesebene erkannt und eine Ablehnung des Postulats beantragt. Bei dessen Behandlung im Ständerat hielten die Votanten fest, dass es sich hier klar um eine Verbundaufgabe zwischen Bund und Kantonen handelt. Für die Ausarbeitung eines Berichts seien Letztere stark einzubeziehen (AB 2023). Die Konferenz für Wald, Wildtiere und Landschaft (KWL) hatte gegenüber dem UVEK und der BAFU-Direktion daher seit Juni 2023 gefordert, dass die KWL mit ihren Fachkonferenzen JFK (Jagd- und Fischereiverwalterkonferenz) und KOK (Kantonsoberförsterkonferenz) frühzeitig in die Erarbeitung des Postulatsberichts einbezogen werde. Am 2. Juli 2024 fand die entsprechende Startsitzung zum Vorgehen statt.

Bisherige Arbeiten der KWL

Bereits im November 2018 hatte die Plenarversammlung der KWL das Positionspapier «Wald und Wild» verabschiedet (KWL 2018). Es folgte eine Rotwildtagung im August 2020. Die Ergebnisse der Tagung wurden anschliessend in je einer Empfehlung zur Jagdplanung beim Rotwild sowie zur Aufwertung des Waldlebensraums der Wildtiere weiter ausgeführt (siehe auch Abt 2023).

Ein Schlüsselfaktor ist der politische Wille für eine Zusammenarbeit zwischen Wald und Jagd auf allen Ebenen innerhalb der Kantone

Konferenz für Wald, Wildtiere und Landschaft (KWL)

Die beiden Ausschüsse von JFK und KOK und ihre beiden Plenarversammlungen haben sich bereits ausführlich mit dem Postulat Reichmuth befasst. Es besteht dabei Konsens, dass die Waldverjüngung zentral ist. Bestehende Probleme müssten angegangen werden, wie z.B. die Senkung von zu hohen Wilddichten in gewissen Regionen. Das Positionspapier «Wald und Wild» (KWL 2018) und die Ergebnisse der Rotwildtagung (2020) zeigen, dass ein Schlüsselfaktor der politische Wille für eine Zusammenarbeit zwischen Wald und Jagd auf allen Ebenen innerhalb der Kantone ist. Wenn die gegenseitige Akzeptanz vorhanden ist und die Zusammenarbeit gut funktioniert, lassen sich Lösungen erzielen. Ebenfalls sind die Jagdberechtigten und die Waldeigentümerinnen und Waldeigentümer transparent miteinzubeziehen. Einerseits braucht es den politischen Willen, die kantonale Jagdplanung ausschliesslich aufgrund wildtierbiologischer Überlegungen umzusetzen. Andererseits sind die waldbauliche und die jagdliche Planung zu koordinieren. Und bei wildtierbedingten Verjüngungsproblemen im Schutzwald sind die öffentlichen Interessen vor die privaten Interessen zu stellen. Gleichzeitig muss man überprüfen, wie die Waldbewirtschaftung zu einer Verbesserung des Wildlebensraums beitragen und die Jagdplanung optimiert werden kann und insbesondere was vorzusehen ist, wenn das vom Kanton vorgegebene Abschussziel von den Jagenden in einer Region nicht erfüllt werden kann.

Es wird sich zeigen, welche Rolle der Bund einnehmen möchte. Gemäss Art. 77 der Bundesverfassung sorgt er dafür, dass der Wald seine Schutz-, Nutz- und Wohlfahrtsfunktionen erfüllen kann. Er legt hierzu Grundsätze über den Schutz des Waldes fest. Dies hat der Bundesgesetzgeber im Wald- und Jagdgesetz gemacht, und es fragt sich, wie der Bund hier seine Oberaufsicht wahrnehmen will. Schliesslich bezahlt der Bund sehr viel an die Schutzwaldpflege und müsste ein Interesse daran haben, dass im Schutzwald die Wald-Wild-Thematik entschärft werden kann.

Aussagekräftiges Controlling

An der Plenarversammlung der KOK vom 24. April 2024 war ein «aussagekräftiges Controlling des Wildeinflusses auf den Schweizer Wald» ein Schwerpunktthema. Aus wissenschaftlicher Sicht sollte das Landesforstinventar LFI so weiterentwickelt werden, dass sich die im Postulat Reichmuth gestellten Fragen beantworten lassen. Falls bereits im LFI 6 erste Aufnahmen durchgeführt werden, könnten bald verwertbare Ergebnisse vorliegen. Bis dahin kann man nach Lösungen suchen, um die kantonalen Monitoringsysteme vergleichbar zu machen.

Thomas Abt, Generalsekretär KWL

Schweiz Z Forstwesen 175 (6): 324

  • Abt T (2023)

    Lösungen für den Wald-Wild-Konflikt. Schweiz Z Forstwes 174 (5): 260–265. doi:10.3188/szf.2023.0260

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